Las Vegas - Völlig Surreal

Auf unserer Reise erleben wir viele Städte und jede hinterlässt tiefe Eindrücke, die kaum unterschiedlicher sein könnten. Von dem unglaublich weiten Los Angeles mit den fast überfreundlichen Menschen, über das enge San Francisco mit seinem unverwechselbaren Charme, bis zum geschichtsträchtigen Sacramento, in dem sich Wolkenkratzer hinter der alten Westernstadt erheben. Doch keine Stadt auf unserer bisherigen Reise erscheint so faszinierend und erschreckend widersprüchlich wie Las Vegas.

Gigantische Casinos, hinter heruntergekommenen Apartments. Künstlich geschaffene Wasserfälle und Fontänen, mitten in der Wüste. Riesige Leuchtreklamen für Strip-Clubs, direkt neben Kirchen und Kapellen. Unzählige Obdachlose, an denen Scharen von Anzugträgern und Limousinen vorbeiziehen. Eine Stadt im Vollrausch, in der die Nüchternen wie Verlierer erscheinen, und während wir über den Strip ziehen und von den Lichtern der Casinos und Werbetafeln verschlungen werden, fühlen wir uns wie in einer anderen Welt.

Diese Welt ist zweigeteilt: Während der Himmel und die Fahrbahn von den Reichen beherrscht werden, gehört der Bordstein den Obdachlosen, die um Geld betteln oder versuchen, trotz Kälte und Lärm einzuschlafen.

Als wir versuchen diese Eindrücke mit unseren Kameras einzufangen, fällt uns ein Mann auf, der auf der Straße sitzt und etwas auf ein Stück Pappe schreibt. Ein Bettelschild, „NEEDING FOOD AND BUS PASS ANYTHING HELPS THANK YOU GOD BLESS“ steht dort in ordentlichen, geraden Großbuchstaben.

Wir fragen ihn wo er hin will. Nach Fremont, Kalifornien. Er ist einem Jobangebot in Vegas gefolgt, doch dann „gingen ein paar Sachen schief“ und er hat die Stelle nie angetreten. Eine von vielen Geschichten in Sin City, wie Vegas auch genannt wird. Wir geben ihm einen Dollar und gehen weiter.

Später zieht es uns zum berühmten Schild der Stadt: „Welcome to Fabulous Las Vegas Nevada“. Etwa einhundert Menschen stehen vor dem Schild, schießen Fotos. Eine Gruppe Cheerleader feiert hier ihren Titelgewinn. Fabulous, wie aus einer Fabel, einem Märchen von Not und Überfluss.

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